Ravensberger Spinnerei

Teil-Ansicht Ravensberger Spinnerei: 10,6 KB Bielefeld war in früherer Zeit ein bedeutender Standort der Textil-Industrie. Besonders die Leinenherstellung hatte eine lange Tradition. Ab dem 17. Jahrhundert wurden die Stoffe der Leineweber nach den strengen Kriterien der 'Legge', einer vom Großen Kurfürsten eingerichteten Prüfstelle, bewertet. Die mit einem Stempel ausgezeichneten Stoffe begründeten den guten Ruf des Bielefelder Leinens, das bis nach Russland und Amerika verkauft wurde. Die Verarbeitung des Rohstoffes, Flachs, fand z. B. hier in der Spinnerei statt. Von 1857 bis 1971 wurde Flachsgarn hergestellt. Die Ravensberger Spinnerei war zeitweise die Größte des europäischen Kontinents. Ihre Planung und Errichtung war Folge der durch die technische Entwicklung vor allem in Großbritannien und die Konkurrenz der Baumwolle in die Krise geratenen handwerklichen Leinenherstellung. Die Blütezeit der Ravensberger Spinnerei ergab sich durch den amerikanischen Bürgerkrieg (1861 - 65).

In dieser Zeit märchenhafter Gewinne entschlossen sich die Unternehmer, das Flachsgarn an Ort und Stelle weiter zu verarbeiten. Sie veranlassten den Bau der 'Mechanischen Weberei' (Foto), eine der größten deutschen Webereien, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Spinnerei. 1865 nahm sie ihren Betrieb auf.

Nachdem die Fabrik geschlossen war, sollten die Gebäude abgerissen werden. Dank des Engagements von Bielefelder Bürger/innen wurde das nicht gemacht und statt dessen ein Kulturzentrum mit Volkshochschule im Hauptgebäude eingerichtet. In der ehemaligen Direktorenvilla ist das Kunstgewerbemuseum (Museum Huelsmann) untergebracht und das Historische Museum erstreckt sich über die Gebäude der Sheddachhalle und der Karderie. Die erhaltenen, repräsentativen Teile der ehemaligen Mechanischen Weberei bilden heute den baulichen Rahmen eines großen Supermarktes.

Literatur:

Die Ravensberger Spinnerei, hrsg. von Dirk Ukena im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Hagen 1989

Renda, Gerhard, Die Ravensberger Spinnerei in Bielefeld, DKV-Kunstführer Nr. 604/2, 1. Aufl., München u.a. o.J.

Vogelsang, Reinhard, Geschichte der Stadt Bielefeld, Bd. 2, Bielefeld 1988