Um 1910 und 1902: Blick von der Detmolder in die Kreuz­straße mit der Marien­kirche. Hier, an der Straße über Sieker Richtung Detmold, stand einst das Stadt­tor "Siekertor". Rechts am Bild­rand das alte Haus der 2. Bürger­schule. 1914 - 17 wurde an dieser Stelle das zum großen Teil heute noch beste­hende Land­gerichts­gebäude errichtet. Auf der 1902 versen­deten Karte fehlen noch Halte­stelle1) und Gleise der erst in jenem Jahr in Betrieb genom­menen Straßen­bahn Linie 2, vom Hauptbahnhof nach Sieker.

Detmolder Straße Ecke Ulmenstraße 1912: 48,1 KB

1912: Am Abzweig Ulmen­straße/Ulmen­allee (Ulmen­wall). Parallel zu diesen verläuft (Alt-) stadt­nah2) der Sieker­wall. Die Wall­straßen bilden den Ring der mittel­alter­lich-früh­­neu­­zeit­­lichen Stadt­­befes­­ti­gung ab. In Ermange­lung eines Wasser-gefül­lten Stadt­grabens hier am Hang des Teuto­burger Waldes3) wurde der Bereich vor dem Sieker­tor in alter Zeit künst­lich sumpfig gehalten.


1) Die Haltestellen waren zunächst nur als solche bezeichnet, auf dem Schild stand "Haltestelle der elektrischen Strassenbahn". Wohl frühestens 1917 wurde daraus dann hier die Haltestelle "Landgericht". Heute befindet sich diese 100 Meter den Niederwall (damals Ulmenstraße/Ulmenwall) hinab.

2) Historisch gesehen bestand Bielefeld aus Alt- und Neustadt. Erstere wurde 1214 als Kaufmanns­stadt mit Zentrum um den Alten Markt gegründet. Ende des 13. Jahrhunderts entstand im Zuge des Baus der Marien­kirche die Neustadt als Handwerker­stadt. Für 1293 sind Stadtrat, Bürger­meister und Richter belegt. Die Grenze beider Städte verlief wenig nördlich der Straße Am Bach. 1520 schlossen sie sich zusammen. Heute wird zwischen Alt- und Neustadt kaum mehr unterschieden. Im Bewusst­sein der Bielefelder wird der gesamte historische Stadt­bereich als Altstadt wahrgenommen.

3) Soll, Karl, Die Befestigungen der Stadt Bielefeld, in: Festgabe des Historischen Vereins [...] zur 750-Jahrfeier der Stadt Bielefeld, S. 31 - 63, hier S. 39 ff.

Am Ende der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Stadt­befes­tigung wegen der aufge­kommenen Feuer­waffen verstärkt. Der Stadt­mauer mit Stadt­graben wurde ein breiter, befes­tigter Wall mit weiterem Graben vorgesetzt. Vor den alten Stadt­toren entstanden mit dem Wall weitere neue. Diese Bauweise zog sich von der östlichen Ecke der Stadt­mauer von ihrem Burg-seitigen Verlauf zunächst südlich und bis zum Nebels­tor am anderen, westlichen Ende der Kreuz­straße fast ganz um die Stadt herum.

Das Haus mit dem Eckturm in der Mitte der Ansichts­karte steht Ecke Kessel­straße. Auf ihrer dem Betrachter zugewandten Seite steht noch heute ein Rest der ersten, mittel­alter­lichen Stadt­mauer. Bis einschließlich Ulmen­wall (Nieder­wall) reichte die spätere, früh­neu­zeitliche Befestigung. Bereits im 30-jährigen Krieg (1618 - 1648) war sie aber schon wieder veraltet und die Stadt musste Einquar­tie­rungen und Durch­märsche erdulden.