Liebe Besucher, aus dieser Seite hat sich inzwischen die eigen­stän­dige Internet­seite www.die-sparrenburg.de entwickelt. Dort gibt es eine Menge Infor­ma­tionen mehr, als das im Rahmen dieser Internet­seite möglich gewesen ist. Wer möchte, kann natürlich hier eine kurze, nicht ganz aktuelle Version weiter­lesen:

Hier seht Ihr ein paar nette Bilder von der Sparrenburg in Bielefeld. Sie ist etwa 800 Jahre alt und gilt als ein Wahrzeichen der Stadt. Ursprüng­lich war sie ein Verwaltungs- und Wohnsitz der Grafen von Ravensberg. Später wechselten die Besitzer und mit Erfin­dung der Feuer­waffen verlor sie schließ­lich fast voll­ständig ihre poli­ti­sche und mili­tä­ri­sche Bedeutung.

Sparrenburg: 23,6 KB Zurzeit finden umfang­reiche Restau­rierungs­arbeiten statt, weil die Anlage besonders in ihren äußeren Umfas­sungen in nicht sonder­lich gutem Zustand ist. Die Bielefelder Bürger­stiftung ini­tiierte in 2005/06 die Spenden­aktion 'Ein Stein für die Burg' zur Sanierung der Anlage. Vielfach sind es Wasser­schäden, die die Restau­rierung erfor­derlich machen: in das Mauer­werk ein­dring­endes, in der kalten Jahres­zeit gefrie­rendes Wasser hat z.T. groß­flächige Schäden an den Burg- bzw. Festungs­mauern verursacht.

Im Zuge dieser Arbeiten stieß man auf unter dem Erdboden liegende ältere Festungs- bzw. Burg­bestand­teile und entschloss sich zu archä­ologischen Grabungen (s. u.).



Zur Geschichte der Sparrenburg

Die Sparrenburg wurde vermutlich am Ende des 12. Jahr­hunderts auf Veranlassung des Grafen von Ravensberg erbaut. Neben den genannten Aufgaben diente sie der Sicherung des Passes durch den Teutoburger Wald (dem über­lieferten Ort der Varusschlacht): das Terri­to­rium der Graf­schaft erstreckte sich über diesen Höhen­zug. Die 1214 von Graf Hermann IV. gegründete Stadt Bielefeld war für ihren mili­tä­ri­schen Schutz selbst verant­wort­lich und konnte auf Burgmannen oder Truppen auf der Festung nicht zurückgreifen. Ab 1535 erfolgte der Ausbau zur Festung durch die Herzöge von Kleve. Zu einem vorhandenen Geschütz­turm, an den nun der Scherpentiner gebaut wurde, erhielt die Sparrenburg drei Rondelle, die mit langen Mauern, den Kurtinen, verbunden wurden. Innerhalb sind große Räume, die Kasematten, die paar­weise durch Lauf­gänge verbunden sind. Nach außen hin gibt es Schieß­scharten. Sparrenburg: 18,0 KB Ab dem 18. Jahr­hundert wurde die Burg wegen der Ent­wick­lung der Artillerie mili­tä­risch bedeu­tungs­los und verfiel. Sie wurde teilweise als Stein­bruch, vor allem für die 1775 erbaute Kaserne (Foto) am Fuße des Burg­berges genutzt, Bielefeld war unter branden­burgisch-preußischer Herrschaft Garnisons­stadt. Ihre Bezeichnung '55er Kaserne' leitet sich von dem hier sta­tio­nierten 2. Bataillon des 55. preußischen Infanterie-Regiments ab.

Im Zuge der Burgen­romantik des 19. Jahr­hunderts wurde 1842/43 auf die Reste des Bergfrieds ein Aus­sichts­turm gebaut. Insgesamt ist diese Kon­struk­tion mehr als doppelt so hoch wie der ursprüng­liche Bergfried. 1879 erwarb die Stadt die Burg und baute das Wirtschafts- zum Palas­gebäude (s. Fotos auf dieser Seite) aus bzw. um. Seit dem 2. Weltkrieg wird dieses als Gast­stätte genutzt. Alljährlich findet am letzten Juli-Woche­nende ein besuchens­werter Mittelaltermarkt, das 'Sparrenburgfest', statt.



Die aktuelle Restaurierung und die archäologischen Ausgrabungen auf der Sparrenburg

Mit der Restaurierung wurde 2006 begonnen und inzwischen sind sicht­bare Fort­schritte erkenn­bar. Die Spender­steine (s. o.) wurden bis zum Früh­ling 2007 auf dem Wind­mühlen- und dem Kiekstatt­rondell verlegt. Von Letztem wurden sie dann wieder abgetragen, wohl weil das Kiekstatt­rondell eine umfang­reichere Restaurierung erfährt und während dieser Arbeiten sich die Not­wen­dig­keit der Ent­fer­nung der gerade verlegten Steine heraus­stellte. Dann wurden Bäume gefällt und Wurzel­werk auf dem Rondell entfernt. Dabei stieß man auf die ursprüng­liche Gefechts­platt­form aus dem 16. Jahr­hun­dert und eine Verbin­dungs­treppe in die darunter liegende Kasematte. Über die Treppe erfolgte vermut­lich der Nachschub an Munition usw.

Wenige Wochen später, Anfang November, hatte man die Gefechts­platt­form voll­stän­dig frei­gelegt (Foto), die sich drei Meter unter­halb der Mauer­krone des Rondells befindet; Fenster in den meterdicken Wänden des Bergfrieds, dem unteren, mittelalterlichen Teil des Turmes: 12,5 KB es traten auch vier alt­ver­mauerte Kanonen-Schieß­scharten zu Tage. Sie soll nun dauerhaft sichtbar bleiben. Dabei ist noch nicht geklärt, wie die wieder angestrebte Nutzung des Kiekstatt­rondells zwecks Stadt­blick praktisch umgesetzt werden soll.

Auch wurden in 2007/08 die Schäden an der Nord­ost­kurtine (stadt­seitige Mauer zwischen Kiekstatt- und Marien­rondell) beseitigt und die Anlage in den genann­ten Berei­chen mit Drainagen versehen. Der von Zerfall bedrohte Mauer­rest in diesem Teil der Anlage wurde gesichert. Es handelt sich wohl um den Rest einer Kapelle aus dem 17. Jahr­hun­dert, in die seiner­zeit beim Bau beste­hen­des Mauer­werk mit ein­be­zo­gen wurde, so dass es sich hier wenig­stens teil­weise um Mauer­werk des mittel­alter­lichen Palas auf der Hauptburg handeln könnte. Bei dem gegen­über­liegen­den nun eben­falls gesich­erten Mauer­frag­ment handelt es sich um die Reste eines Magazins von 1805.

Eine flächen­­mäßig größere archäologische Ausgrabung findet zur Zeit auf der Nordwest-, das ist die Pass­seite, zwischen Kiekstatt- und Wind­mühlen­rondell, statt. Hier wird vor allem die mittel­alter­liche, 1,80 m breite Burgmauer ausgegraben. Beim Bau des Kiekstatt­rondells, das ursprüng­lich, nach dem Vorbild des zu dieser Zeit beste­hen­den Wind­mühlen-Geschütz­turms, als vor­gela­ger­ter Geschütz­turm geplant war, musste die nörd­liche Burg­mauer­ecke abge­ris­sen werden, um den zwei­geschos­sigen Ver­bindungs­weg zu ihm an­zu­legen. Vor der Ecke am Abzweig zum Rondell fand sich ein Bogen in der Burgmauer (Foto), der wohl aus statischen Gründen bei Beendigung der Bau­arbeiten und Auf­füllen des Bereichs mit Erde gemauert worden ist.

Direkt an der frei gelegten Burg­mauer, zur Burg­innen­seite hin, fanden sich die Grund­mauern eines großen, die ganze Breite der mittel­alter­lichen Burg ein­nehmen­den Gebäu­des. Dieses ist von beson­de­rem Interesse und soll bei Fort­setzung der Grabungen 2009 genauer betrach­tet werden. Zwischen Burg- und Festungs­mauer wurde im Spätsommer 2008 in Höhe des Wind­mühlen­rondells der stadt­seitige Bereich dessen Zugangs­brücke von der Burg ausgegraben. Die andere Seite der Brücke ist in den Kasematten sicht­bar. Der Bereich zwischen Burg- und Festungs­mauer soll dauer­haft wieder mit Erd­reich ver­füllt werden. Inzwischen sind die Archäologen auch auf die süd­west­liche Burgmauer, zur Bethel­seite hin, gestoßen und legen sie frei.

Während der Grabungen in 2008 fand sich ein Doppel­schacht (Foto), der einer­seits in einem, auch nach der Inspek­tion durch Fachleute des Deutschen Berg­bau­museums Bochum, nicht erklär­baren, einzelnen, unter­irdischen Raum endet, andererseits zu einer Öffnung in der Nord­west­mauer der Festung führt. Experten des "Arbeitskreis Sparrenburg im Historischen Verein für die Grafschaft Ravensberg" (AG Archäologie) haben nun herausgefunden, dass es sich um einen Abortschacht und eine Sickergrube handeln könnte, wie dies auf anderen Burgen auch gebräuchlich war.

Auf der Vorburg, dem heutigen Burghof, wurde ein Mauer­rest gesichert, vermutlich Teil der mittel­alterlichen Burg­mauer, der später Bestand­teil des zweiten Palas', aus der Festungs­zeit, war. Die beiden auf der Sparren­burg geborenen Kinder des Großen Kur­fürsten dürften hier das Licht der Welt erblickt haben.



Weiteres zur Burgengeschichte Bielefelds

Die Sparrenburg ist nicht Bielefelds einzige Burg. Älteste Burg ist die vorrömische, eisen­zeitliche Hünenburg, eine Wallburg, die aus dem 4. bis 3. Jahr­hundert v. Chr. datiert. Wenige Wallreste sind dort noch zu erkennen. Ihr Standort wurde von späteren Macht­habern nicht mehr favorisiert.

Im 12. Jahrhundert begannen die östlichen Nachbarn der Grafen, die Edelherren zur Lippe, ihr Terri­to­rium an der Grenze zur Graf­schaft mit dem Bau der Löwenburg zu sichern. Diese kam aber über ihre Anfänge nicht hinaus. Heute sind dort, auf einer Bergkuppe im Teuto­burger Wald, lediglich die Wall­anlagen dieser Burg noch zu erkennen.




Literatur, Quellen:

Hinter Schloss und Riegel, Burgen und Befestigungen in Westfalen, hrsg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Bönen 1997

http://www.akthb.de/eab_html/aus_person.htm (23.6.05)

http://www.bielefeld.de/de/si/geschichte/#040 (23.6.05)

http://www.sparrenburgfest.de/ (14.03.06)

http://www.stuttgart-tourist.de/deutsch/regio/museen/spielkarten.html (23.6.05)

Kamm, Andreas, Des Fürsten Kammer unter dem Dache, Ein Beitrag zur Baugeschichte der Burg und Festung Sparrenberg vom 13. - 17. Jahrhundert, in: Ravenberger Blätter, Organ des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg, Erstes Heft 2006, Bielefeld 2006

Kamm, Andreas, Sparrenburg, Burg - Festung - Wahrzeichen, Bielefeld 2007

Seppmann, Willy, Heepen, Vom Kirchspiel zum Stadtbezirk, hrsg. vom Förderkreis im Heimat- und Geschichtsverein Heepen, Bielefeld 1986

Wessing, Michael, Die Sparrenburg - Vom Wehrbau zum Wahrzeichen, Schriften der Historischen Museen der Stadt Bielefeld, Bd. 2/Sammlungsführer, Bielefeld 1994